Rasenpflege: Welche Bereifung ist die Richtige?

rasenpflege bereifung 04 john deererasenpflege bereifung 01 reifenartenrasenpflege bereifung 02 verdichtung des rasensZunächst sollte man sich bewusst sein, dass man durch jede mechanische Maßnahme eine Verdichtung der Rasentragschicht herbeiführt, ob beim Rasen mähen, beim Vertikutieren, beim Aerifizieren, beim Tiefenlockern oder beim Besanden. Die Frage ist jedoch wie kann ich diese Verdichtung so gering wie möglich halten. Auch die Verdichtung durch die Sportler ist dabei nicht zu unterschätzen, dies zeigt die später aufgeführte Darstellung. Des Weiteren ist dabei auf die Witterung zu achten, denn eine stark vernässte Rasentragschicht neigt zu einer stärkeren Verdichtung als eine trockene oder erdfeuchte Rasentragschicht sowohl bei den mechanischen Maßnahmen als auch beim Spielbetrieb.

Die Rasentragschicht (der durch die Rasenpflanze durchwurzelbare Boden) besteht aus 50 % Substanzvolumen (Festmasse) und aus 50 % Porenvolumen (Hohlräumen) die im allgemeinen mit Wasser und Luft gefüllt sind. Die Anordnung der festen Bodenbestandteile zueinander bezeichnet man als Bodenstruktur oder Bodengefüge, die Struktur der Hohlräume als Porenstruktur.

Die Bodenstruktur besteht aus 95 bis 98 % mineralischer Substanz und aus 2 bis 5 % organischer Substanz. Die Porenstruktur besteht aus 0 bis 60 % Luft und aus 40 bis 100 % Wasser.

Die beste Porenstruktur liegt dabei bei 1/3 Grobporen, diese sind sichtbar und dienen zur schnellen Wasserabführung (Drainage), 1/3 Mittelporen, sind mit bloßem Auge nicht sichtbar und enthalten pflanzenverfügbares Wasser und aus 1/3 Feinporen, sind ebenfalls nicht sichtbar, diese enthalten das so genannte Totwasser das nicht pflanzenverfügbar ist.

Neben dem pflanzenverfügbaren Wasser in den Mittelporen ist aber auch ausreichend Luft der Grobporen von Bedeutung, da die Bodenluft für die Atmung der Wurzeln und der Mikroorganismen zuständig ist. Gleichzeitig ist die Bodenluft aber auch zuständig für die Aufnahme der Nährstoffe. Bodenluft ist also der wichtigste „Nährstoff“, da es ohne Luft kein Leben gibt!

Führen wir nun eine Bodenverdichtung durch, sei es durch mechanische Pflegmaßnahmen oder durch die Sportler selbst so tritt eine Veränderung des Porenvolumens ein. Das heißt wir bewirken dadurch eine Veränderung der Bodenstruktur, der Grobporenanteil der für die Wasserdurchlässigkeit und den Sauerstoffgehalt im Boden zuständig ist nimmt ab und der Feinporenanteil der das Totwasser hält das nicht pflanzenverfügbar ist nimmt zu. Gleichzeitig nimmt das Gewicht pro Volumeneinheit zu. Beispiel:
1 m3 verdichtetes Bodenmaterial wiegt ca. 2 to, also mehr als 1 m3 unverdichtetes Bodenmaterial das ca. 1,6 to wiegt!

Des Weiteren treten folgende Beschädigungen bzw. Beeinträchtigungen durch Bodenverdichtung ein:

  • Direkte Schädigung des Pflanzenbestandes (Rasengräser).
  • Weniger Luft im Boden, dadurch schwacher Gasaustausch, d.h. mehr Kohlendioxid (CO2) und dafür weniger Sauerstoff (O2) im Boden. Bei zu hoher Kohlendioxidanreicherung im Boden sterben die Gräser ab!
  • Schlechte Wasserableitung, keine Drainfunktion durch Verlust der Grobporenanteile.
  • Weniger pflanzenverfügbares Wasser, da der Feinporenanteil zunimmt.
  • Schwaches Wurzelwachstum, dadurch Reduzierung der Scherfestigkeit auf Grund des geringen Sauerstoffgehaltes im Boden.
  • Geringe biologische Aktivität ebenfalls auf Grund des geringen Sauerstoffgehaltes im Boden. Diese sind wiederum wichtig für die Umsetzung der Nährstoffe um diese pflanzenverfügbar zu machen.
  • Schlechte Nährstoffausnutzung da diese nicht umgesetzt und pflanzenverfügbar gemacht werden können.
  • Sehr schwaches Regenerationswachstum auf Grund des fehlenden Saustoffes im Boden.

Untersuchungen von Herrn Dr. Müller-Beck haben ergeben, dass bei einem 10-Volumen %igen Porenanteil größer 50 µ sich eine Wurzelmasse von ca. 2 g / 1000 mm2 bildet. Bei einem 20-Volumen %igen Porenanteil größer 50 µ sich eine Wurzelmasse von ca. 4 g / 1000 mm2 bildet. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass die Grobporen ab einem Durchmesser von über 10 µ anfangen. Das heißt bei einer Verdoppelung des Porenanteils erzielt man die doppelte Menge Wurzelmasse. Gleichzeitig stellte man fest, dass bei einem zunehmenden Luftporenvolumen auch der Deckungsgrad der Grasnarbe zunimmt.

Vereinfacht ausgedrückt je mehr Sauerstoff im Boden desto mehr Wurzelwachstum, desto dichter ist die Grasnarbe!

Daher ist es wichtig die Bodendrücke so gering wie möglich zu halten um einer starken Verdichtung des Erdreiches vor zu beugen. Zum Beispiel durch den Einsatz einer speziellen Rasenbereifung (feines Stollenprofil) im Gegensatz zur herkömmlichen Ackerbereifung (grobes Stollenprofil) eines landwirtschaftlich genutzten Traktors.

Der Bodendruck bei der Ackerbereifung ist um das 3-fache größer als bei der Rasenbereifung!

So hinterlassen die Fußabdrücke eines Fußballspielers mit 90 kg in Straßenschuhen einen Bodendruck von 0,4 MPa. Ein Fußballspieler mit 90 kg in Fußballschuhen von 1,00 MPa und ein sich bewegender Fußballspieler je nach Bewegungsablauf einen Bodendruck von 1,5 bis 4 MPa.
Das heißt also ein sich bewegender Fußballspieler erzeugt einen bis zu 10-fachen höheren Bodendruck als ein Zuschauer in Straßenschuhen.

Durch die Bodenverdichtung mit Reifen entsteht eine so genannte Verdichtungszwiebel (ovale Verdichtung) im Erdreich. Diese Verdichtung findet am stärksten statt im unmittelbaren senkrechten Druckbereich der Reifen. Verdoppelt man die Last bei gleicher Reifenbreite so kommt eine Bodendruckstufe hinzu, außerdem wirkt die Verdichtung im Erdreich dann tiefer. Bei verdoppelter Last jedoch mit breiterer Rasenbereifung entfällt eine Bodendruckstufe und die Verdichtungszwiebel ändert ihre Form vom Ovalen ins Rundliche. Das heißt, dass die Verdichtungstiefe zwar erhalten bleibt, der Verdichtungsgrad jedoch schwächer wird.

Fazit: Es gilt immer die Verdichtung des Bodens möglichst zu minimieren, durch den Einsatz einer geeigneten Rasenbereifung um den Sauerstoffgehalt des Bodens möglichst hoch zu halten, da dieser für die Rasengräser dringend notwendig ist. Die Verdichtung die unumgänglich ist muss mit Regenerationsmaßnahmen wie Aerifizieren und Tiefenlockern wieder aufgehoben werden.

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